Dienstag, 18. September 2007

Die deutsche und die amerikanische Art zu schreiben

Wir alle kennen die deutsche Literatur aus der Schule: Böll, Lenz, Fontane, und alle anderen. Sie haben eine wundersame Art, dem Leser möglichst genau das Bild zu vermitteln, das ihnen selbst vorschwebt. Keine Verzierung, keine Verschachtelung, kein Adjektiv ist ihnen zu viel. Ganz anders der Amerikaner: er hält sich nicht mit langwierigen und umständlichen Beschreibungen auf. Kerouac, Miller und co. lieben den Dialog, den kurzen, prägnanten Hinweis. Alles andere überlassen sie dem Leser.

Ein Beispiel:

Während Siegfried Lenz in etwa schreiben würde …
„Er griff nach dem mit einem alten, schweren Branntwein halbgefüllten Glas, um es mit einem nachdenklichen, fast angewidert wirkendem Blick sekundenlang zu betrachten. Weder die Reinheit des Glases noch die der rostig braunen Flüssigkeit fielen ihm auf. Er schien vielmehr einen Punkt inmitten von beidem gefunden zu haben, der seine gesamte Aufmerksamkeit auf sich zog. Und während die Hand, die genau dies zitternd festhielt, allmählich seinen Lippen entgegenstrebte, ließ er diesen Punkt nicht aus den Augen. Erst als der Glasrand seinen Mund berührte, der Branntwein über seine Zunge floss und die Bewegung damit zum Ende kam, wachten seine Augen wieder auf - aber nur, um genauso leer die Decke anzustarren.

… hätte Charles Bukowski nur zwei Worte dafür:

„Er soff.“

1 Kommentar:

ninaivanovna hat gesagt…

Und wie sie den Dialog lieben!
Die Amerikaner machen es perfekt. Ich denke Hemingway soll auch erwäht werden. Gerade Hemingway!